Gisela Sengl zu Gast beim OV Traunreut

Der Traunreuter Ortsverband konnte zwei neue Mitglieder begrüßen (von links) Jeanette Janschke, Maria Helmberger-Noss, Gisela Sengl, Gabi Wimmer und Peter Noss.

Wir müssen etwas tun, dass unser schönes Land und die Demokratie erhalten bleiben

Hörpolding. Gisela Sengl, Landesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen in Bayern, sprach beim Neujahrsempfang des Traunreuter Ortsverbandes klare Worte: „Demokratie braucht Verstand, Empathie, Verantwortungsgefühl und Solidarität mit der Natur. Sie braucht nicht Lügen, Fakenews und Ausgrenzung.“ Trotz aller aktuellen Schwierigkeiten und offenen Fragen geht sie zuversichtlich ins neue Jahr. Sie findet: „Wir müssen etwas tun, dass unser schönes Land und die Demokratie erhalten bleiben.“ Bayern sei ein tolles Land und wir könnten froh sein, hier zu leben. Natürlich gebe es Probleme und man könnte manches besser machen, aber: „Die Jammerei stärkt nur die Demokratiefeindlichen.“

Einen Seitenhieb auf die CSU kann sich die Politikerin nicht verkneifen. Die Partei fühle sich jetzt ganz stark und schiebe alle Schuld auf die Ampelregierung. Dabei lasse sie aber außer Acht, dass manche der aktuellen Probleme schon vor mehr als drei Jahren begannen. Gisela Sengl: „Es hilft nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wichtige Probleme muss man benennen, aber auch mögliche Lösungen aufzeigen. Und das machen wir Grünen.“

In Sachen Verkehrspolitik würde sie sich einen „Volks-E-Wagen“ wünschen. Die deutschen Autohersteller sollten nicht nur hochpreisige E-Autos herstellen, sondern einen im Sinn des Wortes „Volkswagen“. Bisher bringe vor allem China solche Autos auf den Markt. Energiepolitisch müsse das Land auf Unabhängigkeit von Autokraten und Diktatoren setzen und auf Klimaneutralität. Inzwischen würden fast 60 Prozent des Stromes aus erneuerbaren Energien erzeugt, nur die Verteilung sei noch ein Problem. In Bayern werde Sonnenenergie schon gut genutzt, vor allem in der Landwirtschaft. Windkraft sei noch ausbaufähig. Auch im Naturschutz ist laut der Politikerin im Land viel passiert. Man müsse dabei aber immer die Bürger mitnehmen, denn: „Du kannst nur mit den Menschen Dinge verändern, nicht gegen sie.“ Weitere Themen, die ihr und den Grünen wichtig sind, sind soziale Gerechtigkeit und dauerhaft günstigen Wohnraum zu schaffen.

Nicht als Politikerin sondern als „Mensch Gisela“ fahre sie zu ihren zahlreichen Terminen in ganz Bayern noch immer gerne mit dem Zug, „es ist ein unfassbar tolles Verkehrsmittel“ mit vielen Vorteilen gegenüber dem Auto. Allerdings müsse noch viel in der Elektrifizierung des Bahnnetzes getan werden. Gisela Sengl ist außerdem nach eigenen Worten sehr froh, dass Deutschland Mitglied der EU ist: „Wir dürfen uns die EU nicht schlechtreden lassen.“ Die Gemeinschaft sei natürlich verbesserungsfähig, aber Deutschland profitiere eindeutig und ein Austritt, wie von manchen gefordert, hätte fatale Folgen. Für die bayerische Politikerin steht fest: „Wir alle profitieren davon, dass wir in einem demokratischen Land leben, das sollten wir nicht als selbstverständlich hinnehmen.“ Die Bedrohung der Demokratie sei real, ein schleichender Prozess. Darum sollten alle für die Demokratie einstehen und „wache und aktive Bürger sein“.

Auf die Frage einer Besucherin, warum die Grünen unter den jungen Leuten so wenig Anhänger haben, verwies Gisela Sengl auf die Coronazeit und die sozialen Medien. Rechte Gruppierungen nutzten das Internet schamlos zu Propagandazwecken und erreichten damit viele junge Menschen, die ihre Informationen vorwiegend aus sozialen Medien beziehen. Umso mehr sei es wichtig für Politiker, live aufzutreten, präsent und im Kontakt mit den Bürgern zu sein. Aus diesem Grund wird der Traunreuter Ortsverband der Grünen auch an den vier Samstagen im Februar vor der Bundestagswahl jeweils einen Infostand in der Stadt betreiben. Ortsvorsitzender Peter Noss erklärte außerdem, dass künftig die Veranstaltungen des Ortsverbandes wieder in der Zeitung angekündigt werden. Seit dem Krawall in Hart im Sommer 2023 blieb man meist unter sich, weil Ausschreitungen und Bedrohungen gefürchtet wurden. Auch Gisela Sengl betonte, dass die Ereignisse in Hart für sie „ein traumatisches Erlebnis“ waren.

Im Rahmen des Neujahrsempfanges begrüßte Peter Noss mit Jeanette Janschke und Gabi Wimmer zwei neue Mitglieder im Ortsverband. Musikalisch umrahmt wurde der Empfang von Maria Hundmayer mit der Harfe.

Quelle: Pia Mix im Traunreuter Anzeiger