Im Bereich Erneuerbare Energien ist noch viel Luft nach oben
Photovoltaik und Windkraft ausbaufähig
Hörpolding. Bei einer Veranstaltung des Kreisverbandes Traunstein von Bündnis90/Die Grünen im Gasthaus Namberger in Hörpolding zum Thema „Erneuerbare Energien“ wurde deutlich, dass noch viel zu tun ist, bis Bayern über vollkommen klimaneutrale Energie verfügt. Nach Zielsetzung der Staatsregierung soll das Bundesland bis 2040 klimaneutral werden. Bis dahin ist noch ein weiter Weg. Die Landtagsfraktion der Grünen hat sich Gedanken gemacht, wie das Ziel zu schaffen sein könnte, und die wirkungsvollsten Klimaschutzmaßnahmen untersucht.
Martin Stümpfig, Mitglied des bayerischen Landtages und Sprecher für Energie und Klimaschutz: „Auf der Grundlage umfassender Datengrundlagen haben wir detailliert berechnet, dass wir schon durch 23 Maßnahmen eine Einsparung von 30 bis 40 Prozent unserer Treibhausgasemissionen in Bayern erreichen können und eine Reduktion des Erdgasverbrauchs sogar um 44 Prozent.“ Zu den möglichen Maßnahmen zählen beispielsweise Solarpflicht auf Wohn- und Gewerbegebäuden, Ausschöpfung des Windkraftpotentials in Staatswäldern, Ausbau des ÖPNV, Bewässerung der Moore, Steigerung des Schienen-Güterverkehrs, Einführung einer Beschränkung auf 130 Stundenkilometer auf Autobahnen, Reduzierung des Tierbestandes und viele andere mehr. Große Potentiale sieht Martin Stümpfig in Photovoltaikanlagen und Windkraft. Bei ersterem gebe es theoretisch Kapazitäten für 22 Gigawattstunden, in Bayern würden aber aktuell nur 15 genutzt. Beim Wind sind es gar nur 2,5, während zehn GWh möglich wären. In Bezug auf Windkraft sei Franken, wo er herkommt, besser aufgestellt als der Rest des Freistaates: „Schwaben, Ober- und Niederbayern haben 52 Prozent der bayerischen Fläche aber nur 16 Prozent der Windstromleistung.“ Ohne Wind ginge es aber nicht. Nach der Einführung der 10-H-Regel 2015 sei der Ausbau massiv eingebrochen und daher müsse diese unbedingt rückgängig gemacht werden. Martin Stümpfig setzt außerdem auf das Osterpaket, das von der Regierung verabschiedet wurde.
Dass der Ausbau von Photovoltaik nicht nur auf Dächern, sondern auch auf Flächen gut machbar wäre, erklärte Gisela Sengl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag. Sie ging auf „Agri-PV“ ein. Dabei würden die Module mit so großem Abstand aufgestellt, dass man die Fläche dazwischen noch gut mit Maschinen bearbeiten kann und sie der Landwirtschaft nicht verloren geht. Gisela Sengl: „Wir brauchen die Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung. Vielen ist gar nicht klar, wie wichtig die Landwirtschaft für unsere Lebensmittelerzeugung ist.“ Mit Agri-PV könne man beides zusammenbringen. „Jeder, der ein Haus hat, kann selber Strom machen und wird dadurch unabhängiger“, erklärte Gisela Sengl. Und wie wichtig es ist, Abhängigkeiten zu vermeiden, sehe man in der aktuellen Situation deutlicher denn je.
Auf Rückfrage aus dem Publikum erklärte Christoph Strasser, Geschäftsführer von Max Solar, dass durch Photovoltaik 23mal mehr Energie erzeugt werden könne als durch Biogasanlagen. Strasser stellte kurz die Arbeit in seinem Unternehmen vor, das ständig neue Lösungen suche. Er meint: „Solar und Wind geht überall“ und wirft der Landesregierung vor, jahrelang „verpennt“ zu haben, neue Leitungen zu bauen. „Die Infrastruktur fehlt einfach für Erneuerbare Energien und es wurde viel verhindert, das jetzt nachgeholt werden muss.“ Die Energie Genossenschaft Inn-Salzach eG, kurz EGIS, hat in den Landkreisen Altötting und Mühldorf schon mehrere Projekte mit Freiflächenanlagen gebaut, wie Vorstand Pascal Lang ausführte. Die Genossenschaft sei Partner der Kommunen und binde die Bürger mit ein, die davon profitieren können.
Hans Baltin, Mitglied des Traunreuter Ortsverbands der Grünen, zeigte in der Veranstaltung auf, wie weit die Stadt auf dem Weg zur Klimaneutralen Energieversorgung bereits ist. Mit Wasserkraft, dem Biomasseheizkraftwerk, Photovoltaikanlagen und Geothermie sei man schon sehr gut aufgestellt. Künftig noch steigerungsfähig seien Photovoltaik und Windkraft, bestätigte auch Hans Baltin. Um 100 Prozent Erneuerbare Energie zu haben, seien allerdings zehn Windräder nötig auf vier bis fünf Standorten im Stadtgebiet. Zudem sollten alle nur denkbaren Dachflächen mit PV versehen werden.
Ein Zuhörer fasste in der Veranstaltung zusammen: „Mit Kleinklein kommt man nicht weiter, wir müssen in größeren Dimensionen denken und unsere ganze Kraft und Energie aufwenden, um die Windkraft bei uns auszubauen.“ – mix
Wir bedanken uns herzlich bei Pia Mix und dem pnp-Verlagshaus, die uns den Artikel zur Verfügung stellt.