Grüne Kommunalpolitiker informierten sich beim Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel in Kirchanschöring
Nicht nur die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels, sondern auch die im Ukrainekrieg offenbargewordene energetische Abhängigkeit Deutschlands erfordern nach Ansicht der grünen Kreistagsfraktion eine Zeitenwende der Energiepolitik in der Region. Statt fossile Energieträger wie Gas und Öl zu importieren sei eine innovative und nachhaltige Energieversorgung vor Ort für die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes essenziell. Eine sinnvolle Regionalisierung der Wärme und Strommarktes könnte dabei die Wertschöpfung statt nach Russland oder Saudi-Arabien im Lande lassen und die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung nachhaltig voranbringen.
Die Fraktionsmitglieder besuchten zusammen mit einigen Kommunalpolitikern der Region die Gemeinde Kirchanschöring wo sie von Bürgermeister und Kreistagskollegen Hans-Jörg Birner freundlich begrüßt wurden. Hier wurde mit der ersten 4.500 Meter tiefen Bohrung die Basis für ein Geothermie Kraftwerk gelegt. Das Kraftwerk dürfte das Potential haben Tausende Haushalte mit CO2-neutraler Wärme im Winter und Kälte im Sommer zu versorgen. Der dazu notwendige Wärmeverbund ist einer der Aufgaben, dem sich das Regionalwerk Chiemgau Rupertiwinkel widmen möchte. Als Zusammenschluss von 16 Gemeinden 2020 gegründet, nahm es mittlerweile seine Arbeit in Kirchanschöring auf und für dieses Jahr haben bereits weitere 40 Gemeinden Interesse an einem Beitritt bekundet.
Michael Perkmann stellte sich als Vorstand dieses innovativen interkommunalen Zusammenschusses als ausgewiesener Experte in Sachen Energiemanagement und intelligente Energietechnologie vor und zeigte die neuen Aufgabenfelder und Konzepte für die Landkreise, Städte und Gemeinden auf.
Perkmann forderte beispielweise einen Wärmeverbund mit einer überregionalen Koordination aller Erschließungsmaßnahmen um Geothermiekraftwerke, Biogas- und Biomasseanlagen und Abwärmequellen der Industrie geschickt zu verknüpfen. Damit könne ein stabiles und wirtschaftlich interessantes Wärmenetz entstehen, bei dem die Bürger, die Wirtschaft und das Klima gleichzeitig gewinnen würden.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Klimawende seien grundsätzlich geschaffen und die Zeitpläne für die Energiewende beschlossen. Nun müsse jedes Bundesland, jede Region und Kommune einem Fahrplan für die örtliche Umsetzung schaffen.
Energieversorgungskonzepte sollten kommunal, regional und national abgestimmt sein und Wirtschaft, Energiewirtschaft und Bürger miteinbinden.
Im Weiteren stellte Perkmann das Zunkunftsprojekt OSOBOS vor, worunter ein Wärmeverbund der Region Südostbayern mit Oberösterreich und dem Land Salzburg verstanden wird. Allein 5 bestehende und 8 geplante Geothermiekraftwerke könnten mit industriellen Abwärmequellen vernetzt werden und so einen überregionalen Wärmemarkt schaffen.
Aber auch die weitere Nutzung vorhandener Photovoltaikanlagen nach Ablauf der EEG-Förderung sein ein Aufgabenfeld des Regionalwerks.
Die grünen Kommunalpolitiker zeigten sich beeindruckt von der Vielzahl innovativer Ideen und neuer kommunaler Aufgabenfelder. Eine konsequente Nutzung der Photovoltaik auf allen geeigneten Dächern gehöre ebenso zu den kurzfristigen Zielen, wie der dringend notwendige Ausbau der Windenergie, der durch die 10H-Regel in Bayern praktisch zum Erliegen gekommen sei. Nur durch die rasche Ausweisung von Windenergieflächen könnten die Gemeinden verhindern, dass Investoren ohne Abstimmung Anlagen errichten würden, mahnte die Traunsteiner Kreisrätin Burgi Mörtl-Körner. Windkraftanlagen mit wirtschaftlicher Beteiligung der Bürger, der Gemeinden oder des Kreises wären sicherlich wünschenswerter und leichter zu vermitteln gab Kreisrat Sepp Hohlweger zu bedenken. Kreisrat Dr. Hüller dankte Bürgermeister Birner und dem Referenten Michael Perkmann für den anregenden Vortrag. Er forderte einen sofortigen Stop für alle Gasausbaupläne im Landkreis und wünschte sich einen baldigen überparteilichen Konsens für die zukünftige Energie und Wärmewende in der Region.