Viele Fragen und keine Antwort
Im Rahmen einer Ortsversammlung der Grünen Seeon-Seebruck-Truchtlaching im Bürgertreff Seeon sprach Gerd Raepple über die Probleme des Wasserhaushaltes der Seeoner Seeen. Der frühere Stadt- und Regionalplaner aus Seeon beobachtet seit mehr als 50 Jahren die Gewässerentwicklung in seiner Heimat. Der Wasserspiegel der Seeoner Seeen sei in den letzten Sommern bis zu einem Meter abgesunken, das konnte jeder mit bloßem Auge erkennen. Auch die Wasserqualität nehme ab. In den Sommermonaten sei starkes Pflanzenwachstum festzustellen, weshalb die Gemeinde und der Bezirk Mähboote einsetzten. Das Wasser habe im Sommer bis zu 30 Grad, größere Fische wie Karpfen, Waller und Hecht vertrügen das nicht, ihnen fehle dann der Sauerstoff.
Die jetzigen Seeen und Moore entstanden vor ca. 10.000 Jahren aus der Eiszerfallslandschaft. Vermutlich im Mittelalter legten die Mönche des Klosters den Bäckerbach tiefer. Die Seeen wurden abgesenkt und in leichtem Gefälle vom Brunnsee (Brunnensee) bis zum Eglsee durch schiffbare Gräben verbunden. Es entstanden die heutigen sechs Seen, die ihr Wasser hauptsächlich aus den Quellen des Brunnsees bekommen.
Seit ca. 10 Jahren ist dieses geschlossene hydrologische System nicht mehr intakt. Nach Raepples Beobachtung laufen die Brunnseequellen nur dann, wenn der Obinger Grundwasserspiegel dauerhaft die Mittelwasserhöhe von 535 m ü.NN erreicht. In den letzten Jahren habe der Pegelstand weit darunter gelegen. Der Eglsee, ein sogenanntes Schluckloch, ist seit 2013 durchgehend trocken.
Den Grund weiß auch Gerd Raepple nicht: „ich bin kein Geologe oder Hydrologe, ich weiß nicht warum das Obinger Grundwasser absinkt und die Quellen nicht mehr versorgt.“ In der Messstation Obing Ilzham würden seit 1946 täglich die Niederschläge gemessen. Ein Rückgang im Raum Obing-Seeon sei nicht festzustellen. Frage: Warum sinkt der Obinger Grundwasserstand bei gleich bleibenden Niederschlägen?
Möglicherweise bewirke die vor etwa 40 Jahren erfolgte Weiterführung des Obinger Seebachs in die Alz einen verringerten Grundwasserzulauf, d.h. das Wasser fehle nun im Obinger Grundwasserstock, hält Raepple für möglich. Und ob die Kiesgruben in der Umgebung einen Einfluss haben, sei ungeklärt.
Falls sich die Entwicklung der letzten 10 Jahre fortsetze, könne sich die Situation der Seeoner Seeen weiter verschlechtern. Um die Ursachen herauszufinden, müsste eine wissenschaftliche Untersuchung stattfinden. Erst dann sei es evtl. möglich, in diese Vorgänge verbessernd einzugreifen. Dafür müsse allerdings der politische Wille da sein. Die Zuständigkeit dafür liege letztendlich beim Bayerischen Landesamt für Umwelt.
Im Anschluss wurden aus dem Publikum Vermutungen über weitere Ursachen geäußert, wie: Verdunstung durch steigende Temperaturen, neue Abflüsse durch Starkregen und Hochwasser. Wie gesagt: Viele Fragen, keine Antwort. RP