– Die Grünen und Stadtratsfraktion setzen Schwerpunkte – Zwei zentrale Themen: Ganztagsbetreuung in der Grundschule und Energieversorgung.
Traunreut. Zu einer Klausurtagung trafen sich die Fraktion und der Ortsvorstand von Bündnis 90/Die Grünen Traunreut in der Gaststätte „Panorama“. Ortssprecher Peter Noss und Sprecherin Susanne Weinzierl begrüßten die Runde, die sich normalerweise einmal im Jahr trifft. Coronabedingt musste das Treffen aber zwei Mal ausfallen. Es ging bei dem Treffen um eine Absprache zwischen Stadtratsfraktion und Ortsvorstand bezüglich thematischer Schwerpunkte der politischen Arbeit. Dieses Mal beschränkte man sich auf zwei zentrale Themen: die Ganztagsbetreuung in der Grundschule und die Energieversorgung. Von den Ergebnissen unterschiedlicher Fachveranstaltungen zum Thema Ganztag berichtete Susanne Weinzierl: „Unabhängig vom Veranstalter der Fachtage, ob Gewerkschaft GEW, der Landesarbeitsgemeinschaft Bildung von Bündnis 90/Die Grünen oder „Jonathan Soziale Arbeit“ – einig sind sich alle: die Zeit drängt!“ Mit Blick auf den kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 fehle es auch bayernweit an geeigneten Räumen und an Personal. Neben akutem Lehrkräftemangel sei auch der Markt für Erzieher so gut wie leer gefegt, Qualifizierungsmaßnahmen für Quereinsteiger gebe es wenige, vor allem im ländlichen Raum, die Bedingungen in der Schule mit vergleichsweise geringer Stundenzahl seien nicht konkurrenzfähig mit denen in einer Kita mit deutlich besserem Betreuungsschlüssel und Stundenumfang. „Dabei bietet guter Ganztag so viele Chancen“, so Weinzierl, die selbst seit 2012 im gebundenen Ganztag der Grundschule Nord arbeitet. „Mehr Zeit zur individuellen Förderung, bessere Teilhabe-Chancen für benachteiligte Kinder, Lernen über Mathe und Deutsch hinaus in Kursen am Nachmittag und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In Zeiten von Fachkräftemangel in allen Bereichen ist eine Betreuung von hoher Qualität auch ein Pluspunkt für die Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region.“ Viele gut ausgebildete Frauen hätten bei mangelnder Betreuungsmöglichkeit ihrer Kinder nur eingeschränkte Möglichkeiten zu arbeiten. Dies führe zu einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels, einem Kaufkraftverlust für Familien und verringere zum Teil deutlich die Rentenansprüche der Frauen. Daher dürfe in diesem Bereich auf keinen Fall weiter gespart werden, es brauche dringend deutlich mehr Investitionen in die Kinder und somit in die Zukunft, so Sprecherin weiter. Für die nahe Zukunft sei eine Veranstaltung des Ortsvereins zu diesem Thema geplant.
„Die Bürger brauchen eine Perspektive“
Stadtrat Martin Czepan berichtete über den Ausbau der erneuerbaren Energien in Traunreut. Er sei einerseits froh, dass es ihm 2004 gelungen sei, die Stadtverwaltung vom Ausbau der Fernwärme in Traunreut zu überzeugen, denn sonst würde es das Geothermie- Kraftwerk nicht geben. Allerdings sei der Ausbau trotz mehrfacher Anträge bisher viel zu zögerlich und wenig ambitioniert erfolgt, sodass die Leitungskapazitäten nahezu ausgereizt seien. Da durch die massiven Preissteigerungen beim Öl und Gas die Fernwärme inzwischen die günstigsten Kosten habe, müsse nun der flächendeckende Ausbau in der Kernstadt vorangetrieben werden. „Die Bürger brauchen eine Perspektive und Planungssicherheit,“ betonte Czepan. Für jede Straße müsse ein Datum und eine Mindest-Anschlussquote definiert werden. Die derzeitigen Erzeugungsanlagen hätten noch gewisse Reserven, für die Versorgung aller Wohngebäude und Gewerbebetriebe bräuchte es ein zweites Geothermie-Kraftwerk. Die von den Grünen vor einem Jahr beantragte Aktualisierung der Verbrauchsdaten sei viel zu spät beauftragt worden und noch nicht abgeschlossen. Beim Ausbau der Stromerzeugung begrüßte der Stadtrat, dass durch den Druck der Industrie die umstrittene Abstandsregelung der Staatsregierung endlich gekippt worden sei, wodurch nun die erforderlichen Windkraftanlagen gebaut werden könnten. Allerdings seien die im Landkreis aktuell ausgewiesenen zwölf Gebiete nicht ausreichend, um die Lücke von etwa 300 GWh zu schließen. Im ersten Energienutzungsplan 2013waren noch 30 Vorranggebiete ausgewiesenworden. Das größte Potenzial, so Czepan, würden jedoch Einspar- und Effizienzmaßnahmen bieten. Wer sich den Energiemonitor der Stadt anschaue, würde erkennen, dass Gewerbe und Industrie an einem Sonntag noch etwa ein Drittel ihres Verbrauchs an Werktagen benötigten. Außer Energie würden hier auch jährlich zig Millionen Euro verschwendet.
− red Beim Treffen des Ortsvereins im „Panorama“: Stadtrat Martin Czepan (von links), Beisitzer Dr. Stefan Bieber, Beisitzer Dr. Norbert Wolf, OV-Sprecherin Susanne Weinzierl, Stadträtin Veronika Lauber, Beisitzerin Gretl Gineiger und OV-Sprecher Peter Noss. − Foto: Ortsverein Grüne