Energie aus Bürgerhand – Wie geht das?
Die EGIS (Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG) stellt sich vor
Anlässlich des neuen GEG (Gebäude-Energie-Gesetz), das derzeit von der Regierung erarbeitet wird, lud der OV Traunstein den Geschäftsführer Pascal Lang von EGIS (Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG) mit Sitz in Neuötting ein.
Pascal Lang stellte uns das Konzept der Genossenschaft vor, die vor 10 Jahren von Bürger*innen nach der Katastrophe von Fukushima gegründet wurde.
Genossenschaften arbeiten ausschließlich für ihre Mitglieder. Egal wie viel Anteile jemand hält, jedes Mitglied hat nur eine Stimme. Eine Übernahme wie bei Aktiengesellschaften ist deshalb bei dieser Organisationsform nicht möglich. EGIS hat zurzeit mehr als 1.900 Genossinnen und Genossen.
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Körperschaften und Investoren ist, dass EGIS vom ersten Tag an Gewerbesteuer zahlt und sich nicht durch Abschreibungstricks aus der Verpflichtung entzieht. Die Projektrendite wird an alle Mitglieder entsprechend ihren Anteilen ausbezahlt. Da die Geschäftsleitung mit ihrem Privatvermögen haftet, hält sich die Risikobereitschaft derselben in Grenzen.
EGIS entwickelte sich in den letzten 10 Jahren stetig weiter. Hauptschwerpunkt sind zurzeit deutschlandweite PV-Flächenanlagen. Inzwischen erarbeiten sie meist zusammen mit ländlichen Kommunen Strom – und Wärmenetze sowie Lade- und Trafostationen. Sie ist gefragte Projektpartnerin, die sich wunschweise zusammen mit Heizungsbauunternehmen und anderen Partneri:nnen um die Hausanschlüsse, den Ausbau alter Ölheizungen und den wichtigen hydraulischen Abgleich jedes Heizungssystems kümmern.
Im Anschluss des Vortrages gab es noch viele interessante Nachfragen. So wollte Burgi Mörtl-Körner wissen, wie es um die Beteiligung von EGIS an Windkraft steht. Zurzeit sei EGIS noch zurückhaltend, hohe Investitionssummen stünden den starken Schwankungen beim Ertrag gegenüber, etwaige ertragsschwache Jahre sei den Mitgliedern schwer zu vermitteln. Er schloss jedoch nicht aus, das EGIS an Geothermie und Windprojekten zu einen späteren Zeitpunkt einsteigen könnte oder bei der Gründung einer eigenen Genossenschaft behilflich wäre.
EGIS entwickelt die Kombinationen von PV-Flächenanlagen und Wärmepumpen, um Fernwärmenetze im ländlichen Raum zu betreiben. Durch die Wärmepumpe wird die Effizienz nochmal gesteigert, so dass die Kilowattstunde momentan für 2,5 ct produziert werden kann. Neben Dach- und Flächenanlagen, betreiben sie auch PV-Lärmschutzwände, die im Februar, wegen der tief stehenden Sonne den meisten Ertrag liefern. Wenn EGIS für eine Kommune eine Flächenanlage plant, wird nach einem transparenten Kriterienkatalog die zu pachtende Fläche ausgewählt. Auch wenn PV-Flächenanlagen für unser Auge noch gewöhnungsbedürftig seien, so sind sie für die Artenvielfalt wesentlich wertvoller als Maismonokulturen. In den darunter wachsenden Wiesen finden unzählig viele bedrohte Arten Schutz.
Für Martina Wenta meinte schließlich, EGIS sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie Bürgerbeteiligung bei der Energiewende erfolgversprechend organisiert werden kann. Sie war sich sicher, dass nach diesem Abend einige neue Genossinnen und Genossen bei EGIS anfragen würden und bedankte sich bei Pascal Lang für den informativen Abend.
Katharina Stadler, Juni 2023