Mitglieder der Kreistagsfraktion und des Vorstandes des Kreisverbandes Traunstein von BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN besuchten die Brückenschule in Trostberg.
Die Initiatorinnen der Brückenschule, Brigitte Bartl und Kreisrätin Marianne Penn, begrüßten die Gäste und sagten, sie nutzen die Gelegenheit gerne Fakten zum Thema Asyl und Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern aufzuzeigen. Das sei leider notwendig, denn zur Zeit wären viele Falschmeldungen im Umlauf und oft würden Emotionen und Hetze die Diskussionen bestimmen.
Die Schule wurde im Oktober 2015 gegründet, sie sei hier gut integriert im Schulzentrum und pflege zu den anderen Bildungseinrichtungen eine gute Nachbarschaft. Zur Zeit kämen etwa 40 bis 50 Schülerinnen und Schüler zum Unterricht, die in drei Niveaustufen von circa 20 ehrenamtlichen Lehrkräften betreut würden. Neben Sprachunterricht umfasse das Angebot noch Nachhilfe, Individualunterricht und Führerscheinkurse. Zertifikate werden von der Volkshochschule ausgestellt.
Die Finanzierung der Brückenschule erfolgt durch Spenden. Der Brückenschulcontainer gehört dem Landratsamt Traunstein. Es bestehe ein guter Kontakt zu den zuständigen Stellen des Landratsamtes und ebenfalls zur Stadt Trostberg. Der größte Sachaufwand wird von den Preisen getragen, die man immer wieder bekommt, so z.B. den „Bayrischen Innovationspreis Ehrenamt“.
Grund für die Gründung der Schule war, dass es für viele Asylsuchende keine Sprachkurse angeboten wurden, zum einen weil die gesetzlichen Vorgaben es nicht zuließen, z.B. wegen der Herkunft aus sogenannten „sicheren Herkunftsländern“ ,und zum anderen, weil anderenorts keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung standen oder das Niveau der Angebote zu hoch war. Ilse Huber ergänzte, dass für viele Schülerinnen und Schüler neben dem Sprachunterricht noch eine Alphabetisierung notwendig sei, weil sie oft in den Herkunftsländern keine Schule besucht haben.
Diese Lücke zwischen dem anspruchsvollem Niveau der Integrationskurse, bei denen eine Teilnahme nur mit gewissen Vorkenntnissen möglich ist, und den Kompetenzen der Asylsuchenden versuche die Brückenschule zu schließen. Die Brückenschule übernimmt hier Aufgaben des Staates.
Der Kreisvorsitzende von BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN, Willi Geistanger betonte die Bedeutung der deutschen Sprache für die Zuwanderer und Zuwanderinnen: „Deutsch ist notwendig um in der Gesellschaft anzukommen“. Außerdem warb er dafür, dass jede und jeder, der hier angekommen ist arbeiten dürfe und eine Ausbildung machen könne.
Weiterhin sei es dringend notwendig preisgünstigen Wohnraum zu schaffen und zwar für alle Menschen mit kleinem Geldbeutel. Nur so sei es möglich, die überfüllten Asylbewerberunterkünfte zu entlasten. Inzwischen lebten viele anerkannte Asylbewerberinnen und Asylbewerber und Flüchtlinge in diesen Unterkünften, weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum finden.
Brigitte Bartl ergänzte die Forderung von Herrn Geistanger. Durch den Fachkräftemangel sei man gezwungen Arbeitskräfte aus anderen Ländern anzuwerben, dabei würden die benötigten Arbeitskräfte schon hier sein. Man müsse sie nur qualifizieren. Welche Chancen dies für die heimischen Wirtschaft bedeuten kann, dem Fachkräftemangel zu begegnen, zeigten die anwesenden Asylbewerber, die mittlerweile wegen ihrer hier abgeschlossenen Berufsausbildung bzw. beruflichen Tätigkeit eine Aufenthaltserlaubnis haben. Sie arbeiten als Bautechniker, Anlagenmechaniker, Fachkraft für Metalltechnik, Schweißer und Altenpflegehelferin.
Gisela Sengl bezweifelte die Sinnhaftigkeit eines einheitlichen Sprachniveaus für die Arbeitsaufnahme. Sie schlug vor, dass berufsbezogene Sprachkenntnisse ausreichen sollten. Der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin könnten entscheiden, ob die Sprachkenntnisse der Bewerberin oder des Bewerbers für die angebotene Arbeit passen würden.
Sie kritisierte auch die lange Dauer der Anerkennungsverfahren, eine Beschleunigung der Verfahren sei dringend notwendig. Sie sprach sich auch dafür aus, das die Möglichkeiten erweitert werden sollten über andere Wege nach Deutschland zu kommen, außer über ein Asylverfahren.
Ein anwesender Betroffener bemängelte ebenfalls die Länge der Verfahren bis eine Entscheidung über den Aufenthalt fällt: „Es sei sehr belastend und man habe in der Zeit keine Möglichkeit Deutsch zu lernen“.
Die Anwesenden waren sich einig, dass die Gesetze so geändert werden sollten, dass Asylbewerberinnen und Asylbewerber schneller in Arbeit kommen können.
Ein Fortschritt sei nach Einschätzung von Marianne Penn das neue Chancenaufenthaltsrecht und der Paragraph 25b. Die Verbesserungen haben hier in Trostberg sowohl Familien, als auch Berufstätigen, die hier schon fünf oder sechs Jahre arbeiten, sehr geholfen.
Die Gäste stellten in der abschließenden Diskussion noch einmal die große Leistung heraus, die die Brückenschule für die Integration der Migrantinnen und Migranten erbringt und bedankten sich bei ihren Gastgeberinnen.