In diesem Jahr wird dieser Tag überschattet von den Ereignissen in der Ukraine.
Die Bilder auf denen geflüchtete Frauen und ihre Kinder zu sehen sind, die in eine ungewisse Zukunft gehen sind schwer auszuhalten. Ihnen gehört unsere ungeteilte Unterstützung, wie dies auch für die Ukraine insgesamt gilt.
Der 8. März ist ein wichtiger Tag für die Demokratie. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist das Fundament einer freien Gesellschaft. Der Internationale Frauentag in Deutschland wird seit dem 19.03.1911 begangen. Beherrschendes Thema bei der Gründung war die Forderung nach freien, geheimen und gleichen Wahlen. Dieses Recht ist für uns heute selbstverständlich war damals hart erkämpft.
Die ersten Wahlen mit weiblicher Beteiligung fanden in Bayern am 12. Januar 1919 statt. Das Ergebnis der Wahlen war für die Frauen niederschmetternd. Gerade sechs weibliche Abgeordnete gehörten damals den Bayerischen Landtag an.
Viel Mut und Engagement von Frauen aus vorherigen Generationen war notwendig, um die Gleichstellung von uns Frauen in der Gesellschaft gesetzlich zu verankern.
Die vier „Mütter des Grundgesetzes“ Friederike Nadig (SPD), Elisabeth Selbert (SPD), Helene Weber (CDU) und Helene Wessel (erst Zentrumspartei, ab 1957 SPD) hatten alle Hände voll zu tun, dass der Artikel 3 (2) im Grundgesetz steht:
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Heute gehören dem Bayerischen Landtag 26,8 % Frauen an; Ilse Aigner (CSU) ist Landtagspräsidentin. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen dass der Frauenanteil im Parlament stagniert. Er ist genauso hoch wie vor 16 Jahren und dies zeigt deutlich, dass der Anteil der Frauen an der Gesamtbevölkerung bei weitem nicht abgebildet ist. Aus Erfahrung wissen wir, dass auch bei uns die Frauenrechte nicht immer selbstverständlich sind. Dies hat zu tun mit den Rollenbildern, den Lohnunterschieden, der Bezahlung von Tätigkeiten in den sog. „Frauenberufen“ insbesondere im sozialen Bereich, obwohl durch die Pandemie ja sehr deutlich wurde, dass all diese Tätigkeiten systemrelevant und notwendig sind um Pflege, Erziehung und Betreuung zu gewährleisten. Daher muss die Aufwertung der sozialen Berufe durch die Politik erfolgen.
Frauen in Führungspositionen müssen immer noch mit Vorurteilen kämpfen und sind zahlenmäßig deutlich unterrepräsentiert.
Es gibt noch genügend Themen die aus Frauensicht an diesem Tag besonders thematisiert werden müssen. So muss sich die katholische Kirche endlich dahin bewegen, dass für alle Menschen der Zugang zu allen Ämtern in der Kirche (eine der Thesen welche die Initiative Maria 2.0 an Kirchentüren geschlagen hat) möglich ist. Auch die in unserer Gesellschaft noch viel zu häufig tabuisierte körperlich und sexuelle Gewalt muss immer wieder aufgegriffen werden.
Viele frauenspezifische Themen brauchen den öffentlichen Raum, um ins Bewusstsein gerückt zu werden. Ich hoffe sehr, dass wir im Jahr 2023 wieder eine öffentliche Veranstaltung im Landkreis Traunstein durchführen können. Es ist noch einiges zu tun, daher hat dieser Tag immer noch seine Berechtigung.
Margarete Winnichner