Im Rahmen meiner Wirtshaustour habe ich beim Birner in Schleching mit Bürgerinnen und Bürgern über ihre aktuellen Anliegen und Sorgen gesprochen. Hier der Bericht:
Die Landtagsabgeordnete, Gisela Sengl (Agrarpolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen) kam auf ihrer Wirtshaustour ins obere Achental. Das Thema lautete „besser miteinander reden – als übereinander schimpfen“.
In der bis auf den letzten Platz gefüllten Stube in der Zellerwand/beim Birner begrüßte Gabi Neubert von den Grünen, Ortsverband Unterwössen, die Gäste der Veranstaltung mit der Zielsetzung, die Kommunikation mit den Menschen zu suchen und Probleme, Wünsche, Anliegen mit der „Brille der Anderen“ zu sehen.
Gisela Sengl stellte sich kurz vor, ihren Werdegang (seit zehn Jahren im Bayerischen Landtag) und die Themen, die ihr wichtig sind.
Die Politikerin lebt in Sondermoning in einem landwirtschaftlichen Betrieb und so liegen ihr die Themen Landwirtschaft, regionale Wertschöpfung und der ländliche Raum besonders am Herzen. Als ihre drei Basis Themen nannte sie Demokratie, Klimawandel und Kinder und Jugendliche und hier besonders auch Alleinerziehende.
Aber als ihr Hauptthema sah sie die Landwirtschaft, aufgegliedert in vier Aufgaben. Ihre Meinung war „Leistungen sollen ordentlich bezahlt werden“, „Landwirtschaft mit der Gesellschaft verbinden“, hier bedauerte sie, dass gesundes Essen in den Schulen bisher leider nur ein Randthema ist, „Weidehaltung für Tiere“ dazu führte sie aus, dass es in Bayern nur 19 Prozent sind, während im Rest der Republik es schon 26 Prozent seien und als letzte Aufgabe die „regionale Wertschöpfung“.
Gisela Sengl fand „Politik muss positiv sein“, dazu sei sie auf „Wirtshaustour“, um miteinander zu reden, wie Probleme gelöst werden können.
Bei dem anschließenden Dialog mit den Besuchern wurde noch kurz über den Besuch von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vor ein paar Tagen in Chieming-Hart reflektiert, der von Bauernprotesten mit Plakaten und Trillerpfeifen begleitet wurde. Die Kommentare der Besucher in der Zellerwand an diesem Abend bezeugten ihr Unverständnis zu den Vorgängen „die Störer disqualifizieren sich selbst“ und „schade, dass die eine Bühne kriegen“ waren Aussagen.
Gisela Sengl stellte klar, dass das „Bauernsterben“ nicht durch die Grünen kommt, sondern dass ein Strukturwandel angefangen hat, zum Beispiel, dass die meisten Menschen weniger Fleisch essen wollen.
Die Grünen sind nicht gegen die Bauern, sie wollen eher den Wandel begleiten. Eine Besucherin fragte, wie die Wertschätzung der Bauern für ihre Arbeit gesteigert werden kann? Gisela Sengel empfahl nachzufragen „Wie werden die Lebensmittel produziert?“. Für sie stand fest, dass sie mangelndes Tierwohl nicht unterstützen will. Jeder Mensch sollte sich fragen, wie hat das Tier gelebt, bevor es auf dem Teller landet. Die überholte Meinung „Essen muss billig und viel sein“ sollte ersetzt werden mit „lieber gut essen und wertschätzen“, denn Essen ist unsere Lebensgrundlage. Bei diesem Thema sollten auch Kinder besser aufgeklärt werden.
Dem stimmten die Besucher zu, ein Kommentar lautete „es fehlt das Bewusstsein für das Thema, mein Opa hat früher gesagt, es muss jeden Tag was Gesundes auf den Tisch“.
Gisela Sengl zog zum Vergleich das Nachbarland Österreich heran, dort wurde die kleinteilige Landwirtschaft von der Politik besser unterstützt und somit auch erhalten. Sie war der Meinung, dass das auch hierzulande helfen würde, das Sterben der kleineren Höfe zu beenden. Es sollte auch mehr saisonal gedacht und gekocht werden, zum Beispiel auch in öffentlichen Einrichtungen, auch das wäre eine Hilfe für die örtliche Landwirtschaft. Weiter war der Erhalt der Dorfläden in kleineren Orten ein Thema und die regionale Vermarktung von Fleisch, Gemüse und Obst.
Das brachte eine Besucherin auf das Thema ÖPNV mit dem Satz „Man muss ja auch zu den Anbietern hinkommen können“. Die Politikerin war ganz ihrer Meinung und bekundete, dass sich die Grünen für den Ausbau des ÖPNV einsetzen wollen, ebenso für den Ausbau von Zugverbindungen, besonders auch für Pendler und für die Berücksichtigung von Barrierefreiheit für Kinderwägen und Behinderte.
Beim Straßenbau würde die Partei das Geld eher in Brückensanierung stecken und Bestandsorientierung, als weitere Straßen bauen.
Ein Besucher fragte nach der Verstaatlichung von öffentlichen Einrichtungen wie Kraftwerke, Wasserwerke, Krankenhäuser. Der Staat sollte die kommunalen Einrichtungen wieder zurückkaufen, damit sie in Bürgerhand sind. „Wir brauchen einen starken Staat, damit die Daseinsfürsorge für die Bürger gesichert ist“ war die Meinung der Politikerin dazu.
Eine Besucherin berichtete von ihrer Teilnahme an einer Gemeinderatssitzung und sprach über ihre Verwunderung, dass dort lange über die Genehmigung von einer Außentreppe an einem Haus gesprochen wurde, statt sich intensiver um die großen Themen, wie Energie, Wohnungen, Naturschutz, Trinkwasser zu kümmern. Gisela Sengl fand es sehr gut, dass sich Bürger über diese wichtigen Themen Gedanken machen und empfahl, sich auf Bürgerversammlungen einzubringen, dort die Themen anzusprechen und präventives und besonders gemeinsames Handeln zu fordern.
Zum Schluss appellierte Gisela Sengl dafür, dass sich jeder Bürger mit den Programmen der einzelnen Parteien beschäftigt und lobte das Prinzip unserer Demokratie, wo jeder seine Meinung sagen kann und sich auch jeder in die Politik einbringen kann. Als Fazit stand im Raum, dass das Motto des Abends „besser miteinander reden als übereinander schimpfen“ hilfreich und zielführend ist.
Mit freundlicher Genehmigung von Sybilla Wunderlich